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der film
Paul Nkamani hat sich aus seiner Heimat Kamerun durch die Sahara bis an die Küste Marokkos durchgeschlagen. Hier lernen sich Paul und Filmemacher Jakob Preuss kennen, der entlang Europas Außengrenzen auf Recherchereise ist.
Kurz darauf ergattert Paul einen begehrten Platz auf einem Schlauchboot nach Europa, doch die Überfahrt nimmt einen tragischen Ausgang: Die Hälfte seiner Mitreisenden stirbt, Paul überlebt. Der Regisseur sieht die erschütternden Bilder der Rettung im Fernsehen und begibt sich auf die Suche nach Paul. Nachdem Paul bereits zwei Monate in Abschiebehaft verbracht hat, findet Jakob ihn endlich in einem spanischen Rote-Kreuz-Heim wieder. Als Paul aufgrund der Wirtschaftskrise in Spanien beschließt nach Deutschland zu reisen, muss Jakob sich entscheiden: Soll er Paul aktiv bei seinem Streben nach einem besseren Leben unterstützen oder in der Rolle des beobachtenden Filmemachers bleiben?
Viereinhalb Jahre nachdem Pauls Odyssee begonnen und er seine Mutter in Kamerun verlassen hat, zieht er zu Jakobs Eltern ins ehemalige Kinderzimmer des Regisseurs. Und doch bleibt seine Zukunft in Deutschland ungewiss…
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Director’s Note
Bereits 2011, noch bevor der Begriff „Flüchtlingskrise“ von den Medien geprägt wurde, begann ich an den Außengrenzen der EU für mein Filmprojekt zu recherchieren, das damals den Arbeitstitel „Europe‘s Borderlands“ trug. Ich traf Grenzbeamte und Geflüchtete in Griechenland und Malta, besuchte ein Flüchtlingslager in Tunesien, fuhr an die polnisch-ukrainische Grenze, befragte Mitarbeiter von FRONTEX in den Headquarters in Warschau und begleitete Abgeordnete bei ihrer Arbeit im Europaparlament in Brüssel. Mein Fokus lag auf der europäischen Innenansicht.
Diese Drehs waren hochspannend, aber als ich 2014 Paul, einen kamerunischen Migranten, in den Wäldern bei Nador in Marokko traf, wurde mein Konzept durcheinandergewirbelt – wer den Film sieht, wird verstehen warum. Es entstand die ganz persönliche Geschichte im Spannungsverhältnis zwischen Pauls langem Weg von Afrika nach Europa und meiner Suche nach einer angemessenen Rolle dabei. Während ich die Rolle, die Ziele und die Mittel des Staates, der Europäischen Union und auch der Migranten selbst hinterfragte, fing ich gleichzeitig mehr und mehr an, meine eigene Aktionsweise als außenstehender Beobachter kritisch zu reflektieren. Hatte ich das Recht und vor allem wollte ich mich meiner gefühlten Verantwortung entziehen? Durfte ich es zulassen, Sympathie, Emphatie und Freundschaft für meinen Protagonisten zu empfinden?
Wichtig war mir weiterhin die „andere Seite“, die Seite der Grenzschützer zu zeigen, sozusagen meine Seite, zu der ich jederzeit wechseln kann. So diskutiere ich angeregt am angsteinflößenden Zaun von Melilla mit einem spanischen Polizisten, ein weiteres Mal begleite ich portugiesisches Militär auf einem Patrouillenboot im Rahmen einer Frontex-Mission im Mittelmeer und bei einer Schleierfahndung mit zwei jungen Bundespolizisten an der deutschen Grenze erfahre ich viel über die Gemütslage dieser jungen deutschen Beamten. Auch wenn die persönliche Geschichte mit Paul in den Mittelpunkt rückte, bleibt diese Seite staatlichen Handelns ein wichtiges Puzzleteil oder auch Gegenstück im Film. Dabei stellte ich fest, dass keiner dieser Figuren als Feindbild taugte – ihr Credo war meistens „Das ist unser Job“ und der ist nicht immer angenehm.
Dass mein Film Pauls Film werden würde, wurde mir klar, als ich ihn zitternd in einem spanischen Clip im Internet von einem Rettungsboot steigen sah – wohl noch nie war ich so von einem Nachrichtenbild bewegt und schockiert. Wir alle sind schreckliche Bilder aus Nachrichten gewohnt, aber ihre verstörende Kraft ist umso größer, wenn man jemanden auf ihnen kennt. An Filmschulen wird gelehrt, Distanz zu seinen Protagonisten zu wahren – vielleicht war es unser Glück, dass ich auf einer solchen nie war. Obwohl jede Geschichte einzigartig ist, scheint mir unsere Begegnung stellvertretend für viele zu stehen, die Menschen in Anbetracht der großen Fluchtbewegungen derzeit erleben. Meine Begegnung mit Paul war für mich sowohl sehr persönlich als auch stark politisch und viele meiner Ansichten wurden auf die Probe gestellt. Im Kern bleibt für mich die Frage, die ich mit Zitaten am Anfang des Films aufwerfe und die für mich weit über die derzeitige Asyldebatte hinausgeht: Sollte es ein Recht auf Migration geben?
REGISSEUR JAKOB PREUSS
Interview mit Paul Nkamani
Wie war Ihre erste Begegnung mit Regisseur Jakob Preuss?
Wir haben uns zufällig in Marokko getroffen. Ich war am Anfang ein bisschen vorsichtig, da ich nicht genau wusste warum er diesen Film bzw. diese „Bildungsarbeit“ machen will oder was er damit beabsichtigt. Aber mit der Zeit hat er uns gut erklärt, warum er diesen Film macht und warum er mich begleiten will. Seitdem haben wir zusammen weitergemacht – bis heute.
Der Film fokussiert sich auf Sie und ihre persönliche Geschichte. Weshalb haben Sie sich dazu entschieden, sich von Jakob Preuss begleiten zu lassen? Hatten Sie auch Bedenken, sich auf das Projekt einzulassen?
Er ist zwar persönlich – aber eigentlich gibt es viel mehr Dinge auf die natürlich nicht alle im Film eingegangen werden können.
Ja, ich hatte auch ein bisschen Angst, mich auf das Projekt einzulassen, ich kann nicht sofort jemandem, den ich nicht kenne, vertrauen. Man muss ein bisschen aufpassen. Aber es war für mich vor allem eine Gelegenheit etwas zu sagen und unsere Perspektive zu erzählen. Die Situation z.B. in dem Wald in Marokko war und ist bis heute nicht so gut für die Menschen, die dort campieren. Dadurch hatte ich die Möglichkeit mehr von uns zu erzählen und über diese Situation zu informieren, um unsere Realität und unsere Perspektive zu erklären und aufzuzeigen, weil es leider zu viele Klischees darüber gibt. Viele wissen nicht, warum Menschen aus Afrika nach Europa kommen und welche Gründe sie antreiben. Es wird zu wenig darüber und vor allem zu wenig miteinander gesprochen, dadurch sind die Leute zu wenig informiert.
Wie würden Sie ihr Verhältnis zu Jakob Preuss heute beschreiben?
Anfangs hatten wir eine Beziehung zwischen einem Protagonisten und einem Filmemacher. Mit der Zeit, hat sich unsere Beziehung auch ein bisschen weiterentwickelt und ist freundschaftlicher geworden. Zum Beispiel wohne ich jetzt bei seinen Eltern und kann schon so sagen, dass wir Freunde geworden sind und dass wir uns gegenseitig vertrauen. Dadurch fühlt es sich schon fast wie eine Familie an.
Der Film zeigt, welche Schwierigkeiten Sie auf ihrem Weg nach Deutschland hatten und dass auch jetzt ihre Zukunft in Deutschland noch ungewiss ist. Würden Sie alle Entscheidungen wieder so treffen?
Das ist nicht so einfach zu beantworten. Mein Weg war nicht so leicht, zum Beispiel war ich durch diesen Unfall im Meer traumatisiert und habe schlechte Zeiten erlebt. Bis heute bin ich nicht frei – nicht in meinem Kopf und auch generell nicht.
Dazu kommt, dass ich noch immer auf die Entscheidung der Behörde warte, ich weiß nicht wer die Entscheidung trifft und warum. Und auch meine jetzige Arbeit im Pflegeheim macht mir viele Sorgen – manchmal mehr manchmal weniger. Ich habe eigentlich großes Glück und kann nichts bedauern.
Europa ist jedoch nicht das Paradies, wie die Leute immer meinen. Ausländer werden nicht so akzeptiert, besonders nicht wenn sie aus Afrika sind. Sie haben eine bestehende Meinung über Afrikaner und man muss kämpfen, um Anerkennung zu finden und etwas zu erreichen. Es ist alles nicht so leicht für uns.
Welchen Rat würden Sie ihren Familienmitgliedern in Kamerun oder Personen, die in einer ähnlichen Situation sind wie sie vor 4,5 Jahren, geben?
Ich habe zwei oder drei Freunde die auch diesen Weg nehmen wollen aber ich habe ihnen gesagt, dass es nicht geht und sie diesen Weg nicht einschlagen dürfen. Ich habe selbst diese Erfahrung gemacht und kann es keinem empfehlen. Erstmal ist der Weg alles andere als einfach - ich habe gesehen wie die Leute in der Wüste und im Meer gestorben sind. Dazu kommen das Leben im Wald, das auch nicht einfach war und Probleme mit der Polizei in Marokko und Algerien. Es ist sehr schwer und wenn man dann in Europa ankommt, wird man nicht akzeptiert. Seit zwei Jahren bin ich jetzt schon hier und meine Situation ist noch immer unklar – man muss kämpfen um zu leben. Irreguläre Migration kann ich keinem empfehlen.
Bei uns ist es so, die Leute die schon in Europa angekommen sind, erzählen nicht die Wahrheit. Sie verstecken immer die schlechte Seite und zeigen nur die schönen Bilder auf facebook, mit schönen Frauen und mit großen Autos. Auch wenn sie in einer Höhle leben, können sie nicht zeigen wo sie leben, sondern zeigen eher schöne Bilder von schönen Straßen. Deswegen wollen die anderen auch hierher kommen, sie sehen nur die schönen Bilder, aber wenn sie herkommen, sehen sie hier die Realität und bedauern ihre Entscheidung. Ich zeige den Leuten nicht die Klischees, sondern das was für mich die Wahrheit und die Realität ist, damit jeder für sich selbst entscheiden kann, ob das gut ist oder nicht bzw. ob man das trotzdem machen möchte. Dadurch kann meine Erfahrung vielleicht auch denjenigen helfen, die nach Europa reisen möchten.
Wie würden Sie ihre aktuelle Situation in Deutschland beschreiben?
Meine aktuelle Situation ist nicht so einfach, ich muss jeden Tag kämpfen. Zum Beispiel gibt es bei meiner jetzigen Arbeit auch Diskriminierung und ich werde nicht immer gut behandelt. Das ist nicht so einfach.
Aber Jakobs Familie hilft mir sehr, moralisch und auch finanziell haben sie mir sehr geholfen. Dafür bin ich sehr dankbar! Sie sind sehr nett zu mir und da ist zum Glück alles gut.
Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft? / Wie stellen Sie sich ihre Zukunft vor?
Ich wünsche mir nur ein bisschen Freiheit. Vor allem, dass ich verstehe warum welche Entscheidungen getroffen werden in der Behörde und dass sich meine Situation aufklärt, ob ich hierbleiben darf oder nicht. Wenn ich hier bleiben darf, kann ich meine Arbeit weitermachen und auch danach meine Zukunft organisieren. Aber jetzt habe ich noch keinen Plan, weil ich nicht sicher bin, wie sich meine Situation entwickeln wird. Ich würde mir also wünschen, dass ich bald eine Entscheidung bekomme und dass ich eine positive Entscheidung erhalte.
Ich habe alles verloren, als ich meine Familie vor fünf Jahren verlassen habe. Daher habe ich in Kamerun keine Zukunft mehr, hier bin ich jetzt schon angekommen und habe Arbeit.
Ansonsten würde ich gerne unsere Situation und Beweggründe erklären, darüber sprechen und informieren. Ich würde mir wünschen, dass die Vorurteile gegenüber Afrikanern abgebaut werden und Menschen auch mehr mit uns sprechen bzw. ein Austausch entsteht.
Crew
Regie und Buch |
Jakob Preuss |
Kamera |
Juan Sarmiento G. |
Schnitt |
Franziska von Berlepsch, Karoline Vielemeyer |
Illustrationen |
Maria Teixera |
Animation |
Dorota Gorski |
Musik |
The Trouble Notes, Gary Marlowe |
Redaktion |
Diana Kraus, Milena Seyberth |
Produzenten |
Jakob D. Weydemann, Jonas Weydemann |
Produktion |
Weydemann Bros. GmbH |
Koproduktion |
ZDF Das kleine Fernsehspiel |
Förderung |
Film- und Medienstiftung NRW, nordmedia – Film und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH |
pauls weg
im kino
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pressestimmen
„Nach diesem Film sieht man die „Flüchtlingskrise“ mit anderen Augen.“
HAMBURGER MORGENPOST
„Mehr als eine Doku“
„kein klassischer Dokumentarfilm.“
„ […] nicht nur der gelungene Versuch, den zahllosen anonymen Migranten am Beispiel eines Einzelschicksals ein Gesicht zu geben, sondern ebenso ein interessanter Film über das dokumenatrische Arbeiten.“
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG
„Wenn Kunst persönlich wird“
„ein Film über prekäre Zustände und üble Kontraste – gleich vom ersten Bild an.“
„Sollte das Recht auf Migration nicht ein universelles sein, ein Menschenrecht, unantastbar wie das Leben selbst, unabhängig von den Reisegründen? Das ist die Frage, die dieser Film schließlich stellt.“
NEUES DEUTSCHLAND
„In dem Film ALS PAUL ÜBER DAS MEER KAM erzählt der Dokumentarfilmer Jakob Preuss die Fluchtgeschichte des Kameruners Paul Nkamani. Aber auch eine Geschichte der Beziehung zwischen Afrika und Europa, die wirklich keine Liebesbeziehung ist.“
TAZ
„Mit ALS PAUL ÜBER DAS MEER KAM begleitet Jakob Preuss eine Flucht nach Deutschland aus seiner Perspektive“
DER FREITAG
„Zur Diskussion anregender Dokumentarfilm, der exemplarisch das Schicksal eines Flüchtlings schildert.“
BERLINER ZEITUNG
„exemplarische Bilder von den großen Migrationsbewegungen“
„ALS PAUL ÜBER DAS MEER KAM ist das Dokument einer ungleichen Freundschaft.“
POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN
„Dokumentarisches Porträt eines afrikanischen Bootsflüchtlings“
FAZ
„Entstanden ist kein klassischer Dokumentarfilm.“
„So ist dieser Film nicht nur der gelungene Versuch, den zahllosen anonymen Migranten am Beispiel eines Einzelschicksals ein Gesicht zu geben, sondern ebenso ein interessanter Film über das dokumentarische Arbeiten.“
HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG
„So persönlich betroffen hat vermutlich noch kein Dokumentarfilmer über die illegale Einwanderung von Nordafrika nach Spanien und weiter nach Zentraleuropa berichtet.“
NÜRNBERGER NACHRICHTEN
„Einen ungewöhnlichen Blick auf die Flüchtlingskrise wirft der Filmemacher Jakob Preuss in seiner Doku. Ungewöhnlich deshalb, weil er die Entscheidung trifft, die Rolle des reinen Beobachters aufzugeben und sich selbst ein Stück weit zu engagieren.“
DER TAGESSPIEGEL
Schule
ALS PAUL ÜBER DAS MEER KAM wurde für den Einsatz im Schulunterricht von Vision Kino empfohlen!
Schulmaterial
Unterrichtsbegleitendes Schulmaterial steht Ihnen hier zum kostenfreien Download zur Verfügung.Zum Schulmaterial
Schulvorführungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich und stellen Ihnen Plakate, Flyer und weiteres Informationsmaterial zur Verfügung.farbfilm verleih GmbH
Boxhagener Str. 106
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